Welche persönliche Verbindung haben Sie mit dem Garten?
Der Garten war immer mein Lebensbegleiter. Bereits durch das Vorbild des Biologielehrers in der Klosterschule hat sich meine Liebe zum Garten entwickelt. In jungen Jahren zog ich mit meiner Frau in unser eigenes Haus ein, das wir direkt neben ihrem Elternhaus, einem großen auf einer Anhöhe liegenden bewirtschafteten Rottaler Vierseithof am Rande des Neuburger Waldes, in die sog. „Kälberwoad“ (Wiese, wo die Kälber weiden) hineingebaut haben. So standen wir vor der Herausforderung, das aufgeschüttete Erdreich um das Haus herum gärtnerisch mit Pflanzen, Plätzen und Wegen als Lebens- und Wohnraum im Freien so zu gestalten, dass alles zum Hof und in die hügelige Landschaft passte.
So schufen wir die Verbindung zum Hof durch eine nicht versiegelte Schotterstraße und durch geschwungene Gehwege aus alten Granitsteinen. Auch beließen wir den alten Baumbestand (Mostbirnen- Apfel, Mirabellen, Zwetschgen- und Kirschbäume) und pflanzten Ahorn- und Nussbäume als markante Blickpunkte, ergänzend dazu im Naschgarten beerentragende Sträucher und im Aromagarten Kräuter.
Es ist eine schöne Erfahrung, das stete Wachstum und die jahreszeitlichen Veränderungen dieser Bäume vom Frühling bis zum Winter im Laufe der Jahrzehnte mitzuerleben. Nach über 40 Jahren überspannen diese Bäume mit ihrem üppigen Blattwerk das Gartenareal und sind in heißen Sommern zu willkommenen Schattenspendern geworden.
Dazu kamen Wasserbiotope, die den Widerschein des Himmels einfangen und ein Rosenpavillon als Ort der Muße und Blickfang. Weitläufige Obstbaum- und Blumenwiesen bilden die Übergangszone zu der umgebenden Landschaft. Ackerflächen wurden stillgelegt und entwickeln sich zu schwelgerisch farbenfrohen Blumenwiesen, die nur zweimal im Jahr gemäht werden. Mehrere Bereiche, vormals Ackerland, wurden mit einem ökologisch wertvollen Mischwald aufgeforstet.
Als die Kinder auf die Welt kamen, gestalteten wir den Garten kindgemäß um mit einem Gartenhaus zum Spielen, Entenhaus mit Weiher, Bienenstände, Hundehütte, Sandkasten und allerlei Spielgeräten (Schaukel, Rutsche). Beim Gemüsegarten haben die Kinder selbst gesät und geerntet. Der breite Treppenaufgang zum Haus wurde mit Buchs eingefasst. So ist im Laufe der Jahrzehnte das Naturparadies Schmelzing entstanden.
Als ich nach einer Tätigkeit an der Universität Passau Schulleiter der Grundschule Engertsham-Bad Höhenstadt (Markt Fürstenzell) wurde, war ich zu Beginn der 1990iger Jahre sehr aktiv in der damals sehr aktiven „Schulgartenbewegung“ mit Themen auch in der Lehrerfortbildung. Mit den Grundschulkindern habe ich einen kindgemäßen „Paradiesgarten“ in Form eines Rosenkranzes angelegt. Beim bayernweiten Wettbewerb „Natur im Schulumfeld“ wurde unsere Grundschule im Jahr 1991 Bezirkssieger für Niederbayern. In der Würdigung heißt es, dass es hervorragend gelungen ist, mit Blumenwiese, Fassadenbegrünung, Totholzhaufen, Nisthilfen für Hautflügler, Schlafröhren für Ohrenwürmer, Nassbiotop, Gartenhaus und einem Pflanzenpavillon als zeltartiges „Klassenzimmer im Grünen“ die Ziele von Naturschutz, Ästhetik und Heimatverbundenheit zu vereinigen. Beim Landeswettbewerb wurde die Schule von dem Umweltminister mit einem Anerkennungspreis belobigt. Von dem Preisgeld haben wir eine Eule (Zeichen der Weisheit) aus Granit von den Tittlinger Künstler und Kulturpreisträger Karl Mader für den Schulgarten angeschafft, die er selbst aufgestellt hat.
In meiner Zeit als Kulturreferent des Landkreises Passau (2001-2016) habe ich zur „kulturtouristischen Inwertsetzung und Vernetzung“ unserer Gärten eine mehrjährige Veranstaltungsreihe „Pomeranzen und Gartenkunst im Passauer Land“ ins Leben gerufen. Eingebettet in überregionale und europäische Zusammenhänge haben wir der Bevölkerung das historische Erbe der Gartenkultur unserer Klöster und Schlösser vermittelt und den Glanz dieser Gärten vor Augen geführt, der heute oft nur noch auf historischen Stichen und Ansichten zu bewundern ist.
Zudem haben Fachleute zukunftsweisende und innovative Garten- und Parkkonzepte vorgestellt. Das Thema Gartenkunst wurde zum sinnenfrohen Kunstereignis, wenn die zahlreichen Teilnehmer an diesen Veranstaltungen Speisen und Getränke genießen durften, die von den Früchten der Haus- Kloster- und Bibelgärten stammten. Die Landesgartenschau in Deggendorf im Jahr 2014 bot dann mit dem Nachbau der barocken Gartengrotte von Schloss Neuburg am Inn mit den Callotfiguren die Plattform, den gartenkünstlerischen Reichtum unserer Klöster und Schlösser darzustellen.