Die Pfarrkirche St. Valentin Reutern
Die Kirche von Reutern ist Stein gewordenes Zeugnis für die lange Geschichte der Pfarrei: Verschiedene Bau-Epochen haben an ihr markante Spuren hinterlassen und ihr das heutige Aussehen gegeben. Der Turm der Kirche ist das älteste ganz erhaltene Gebäude im Raum Bad Griesbach. Mit seinem Satteldach im romanisch - frühgotischen Übergangsstil wurde er um 1250 erbaut. Der Chor von Reutern ist ein typisches Werk spätgotischer Kirchenbaukunst der Passauer Bauschule um 1450/60. Nicht zuletzt die Gewölbefiguration des "Sechsrautensterns", die Tellersteine an allen Gewölbekreuzungen, die Rundstabeinfassung der inneren Wandpfeiler und die reiche Gliederung des oberen Teils der Chorbögen sind deutliche Kennzeichen dieser "Passauer" Kirchen. Eine Figur des Kirchenpatrons St. Valentin ist um 1490 geschaffen worden.
Das Kirchenschiff ist ein ganz einzigartiger Bau der Krisenzeit am Ende des Mittelalters. Es dürfte nach 1500 entstanden sein. Ganz singulär sind alle Spitzbögen des Gewölbes nicht rund aus den Geraden entwickelt, sondern beginnen abrupt mit einem Winkel. Weitere Details hinterlassen insgesamt einen "sperrigen" Gesamteindruck. Ein mit Reutern identisches Gewölbe findet sich im Chor von Kirchdorf am Inn des Meisters Hans Wechselberger, von dem u.a. auch Rotthalmünster (1478/81), Ering, Münchham (1491) und Pocking (1491) ausgeführt wurden. Der Baumeister von Reutern muss also eine besondere Nähe zu Wechselberger haben. Der Unterschied zwischen den eleganten Bauten des Meisters und der sperrigen Auffassung in Reutern deutet auf einen Schüler hin.
Altäre und Kanzel der Reuterner Kirche entstammen dem Barock und Rokkoko des 17./18. Jahrunderts. Das Bild zeigt die Kanzel, die am Übergang von Kirchenschiff und Presbyterium ihren Ort hat. Gut zu erkennen sind die vom Chorraum zum Kirchenschiff unterschiedlichen Gewölbeansätze und -ausführungen.