Der Kapellenbau am alten Handelsweg für Salz, Graphit und Eisen, stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.
Beschreibung
Tradition der Kellberger Wallfahrt
Leonhardi-Kapellen Bayerns und Österreichs in vergleichbarer Lage, sind immer mit einer Umritt-Wallfahrt verbunden bzw. verbunden gewesen. der ursprüngliche Umritt-Charakter der Wallfahrt bewiesen.
Zur Zeit der Aufklärung, im 18. Jahrhundert, empfand man die vielen Wallfahrten, Kreuzgänge, religiösen Umzüge und Prozessionen als überholt. Die Passauer Fürstbischöfe Firmian und Auersperg verboten zum Teil diese Formen der Volksfrömmigkeit. Damals muss sich die Rosswallfahrt in Kellberg allmählich zur Fußwallfahrt verändert haben.
1798: Damit man die Wallfahrt überhaupt retten konnte und einem generellen Verbot entging, trennte man am 3. Juni die Leonhardi-Kapelle rechtlich und vermögensmäßig von der Pfarrkirche "Sankt Blasius" und beauftragte zwei sogenannte Zechpröbste mit der Betreuung des Heiligtums.
Was bedeutet das Umreiten der Kapelle?
Die Form des Umrittes (das Umkreisen), hatte in vorchristlicher Zeit magische Bedeutung. Es sollte Bindung nach innen, Vereinigung mit dem umkreisten Zentrum und zugleich Abwehr der bedrohenden Kräfte von außen bedeuten. Im Umkreisen wurde Segen aufgenommen, verstärkt und festgehalten.
um 750: Die Kirche musste das vorchristliche Pflügen eines Kreises um ein Dorf mit dem Frühlingspflug verbieten. Das Umkreisen, Umtanzen einer Linde gehört hierher.
Das Pferd selbst galt unseren Voreltern als weissagendes Tier. Redewendungen haben das noch in sich: Die Rösser merken es zuerst oder Wenn man das wissen sollte, bräuchte man einen Kopf wie ein Pferd. Das Pferd war das Reittier der Götter. Wenn uns heute ein Hufeisen Glück bringen soll, dann hängt das noch mit diesem Götteropfer zusammen, und deshalb ist seit der Christianisierung bis heute der Genuss von Pferdefleisch verpönt, weil es sich um unchristliches Opferfleisch handelte.
Ganz allgemein spielte das Pferd eine wichtige Rolle im Alltag unserer engsten Heimat.
1710: Ein Handelsmann stürzte, wie sich die Überlieferung ausdrückt, auf dem Weg von Buchsee nach Wolfersdorf, dort wo einmal ein blühender Kirschbaum stand, vom sich aufbäumenden Pferd. Aus Dankbarkeit, dass er ohne Schaden davongekommen war, stiftete er die heute noch bestehende Votivsäule mit obiger Jahreszahl.
Auch ist es noch nicht lange her, als sich die Bauernschaft bei den Hufschmieden in Eggersdorf und Kellberg einfand und in den Gasthäusern um die Kirche auf das Beschlagen der Pferde wartete.
Noch vor einigen Jahrzehnten war unmittelbar an der Westseite der Leonhardi-Kapelle eine Pferdestallung angebaut.
Auch der Brunnen, der ehemals die Rosstränke versorgte, existiert noch, wenn auch zugedeckt, auf dem Vorplatz des Gasthauses Schwarz wenige Meter von der Kapelle entfernt.
Text von Erich Schätzl (Heimatpfleger der Gemeinde Thyrnau). Die Homepage wurde von Christel Schätzl erstellt.