Das alte Rathaus mit der Prangerfigur
Das ehemalige Rathaus war einst mit seinen Schweifgiebeln und Dachreitern eines der schönsten Häuser am Marktplatz. Es wurde vermutlich um 1607 errichtet und dürfte im 18. Jahrhundert sein jetziges Aussehen erhalten haben. Die Fresken an der Stirnseite zeigen Ausschnitte aus der Bauernschlacht vom 1706 und die fast 300 Jahre alte „Prangernische“ veranschaulicht die drastische Art des damaligen Strafvollzuges. Die Prangerfigur selbst dürfte erst seit Mitte der 1950er Jahre wieder in der Nische stehen, nachdem sie über lange Jahre hinweg „verschwunden“ war. Der ebenfalls angebrachte Spruch:
Das Prangerstehn der bösen Weiberleut
wie nützlich war doch diese Straf noch heut`
dürfte Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden sein. Das hier benannte Prangerstehen wurde im Mittelalter aber nicht nur bei Frauen, sondern auch bei Männern durchgeführt. Alten Texten ist zu entnehmen, dass vor allem Handwerker, Bäcker oder Metzger, die schlechte Ware bzw. Arbeit geliefert hatten, an den Pranger gestellt und mit Tomaten und Eiern beworfen wurden. Auch Personen, die Verleumdungen in Umlauf brachten, wurden an den Pranger gestellt. Als höchste Strafe wurden im Mittelalter beschuldigte Personen in einen Eisenkorb eingeschlossen und in die Vils getaucht!
Nach dem 1. Weltkrieg war das alte Rathaus in einem sehr schlechten Zustand. Da kein Holz zur Verfügung stand, konnte der Dachstuhl nicht erneuert werden, so dass bei Regenfällen das Wasser in die Büroräume tropfte. Im Jahr 1937 wäre das Rathaus fast einem Brand zum Opfer gefallen: In einem von der Feuerwehr belegten „Gerümpelraum“ entstand durch einen schadhaften Kamin eine ausgedehnte Glut; aber Dank des Gemeindedieners Kajetan Bauer, der am Sonntagvormittag in die Amtsstube kam, konnte der Schwelbrand noch rechtzeitig gelöscht werden.
Bereits im Jahr 1955 hat der damalige Marktrat beschlossen, das Rathaus zu verkaufen, um die Gemeindekasse wieder aufzufüllen. Ende des Jahres 1958 wurde das Gebäude dann an eine Privatperson verkauft. Seit 2019 befindet sich das historische Gebäude wieder im Besitz der Marktgemeinde und wurde im Jahr 2021 renoviert und mit neuem Leben gefüllt. Die Gemeindebüchereihat hier Einzug gefunden, desweiteren sind im Obergeschoss Wohnräume entstanden.
nicht begehbar
Marktplatz 25
94501 Aidenbach
Markt Aidenbach
Marktplatz 18
94501 Aidenbach