Immer dem Apfel nach

Unterwegs auf dem Apfel-Radl-Weg

Knapp einhundert Kilometer durch die malerische Natur des Donautals und Klosterwinkels führt der Apfel-Radl- Weg durchs Passauer Land. Wir nehmen eine Etappe, um die Kirchen und Klöster rund um den Radweg zu besuchen. Zwei Jahreszeiten sind dazu besonders zu empfehlen, der Frühling, wenn Apfel- und Birnbäume in voller Blüte stehen oder der Herbst, wenn sie reichlich Früchte tragen. Einsteigen kann man von jedem Ort aus. 

von Petra Anzenberger

Wir beginnen in Vilshofen an der Donau und fahren durch das sanfte Hügelland bis nach Passau. Von der Donaupromenade aus geht es zunächst hoch in die Altstadt mit ihrem historischen Stadtplatz. Vorbei an bunten Häusern im Inn-Salzach-Baustil biegen wir kurz vor der Vilsbrücke rechts ab in die Fischerzeile. Dort waren seit Generationen die Donaufischer beheimatet. Der letzte seiner Zunft ging vor wenigen Jahren in den Ruhestand. Weiter geht es über die Kreppe. Danach folgen wir dem Radweg mit seiner weiß-grünen Beschilderung bis nach Schönerting. Dabei ziehen wir am Vilskraftwerk vorbei und radeln genüsslich durch den schattigen Wald. In Schönerting überqueren wir die Vils. Wieder weist uns der radfahrende Apfel auf dem querliegenden ovalen Schild den Weg. Hier verläuft übrigens auch der "BierRadlWeg" mit erlebnisreichen Stationen. 

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Vilsengtal Aldersbach

Durch die malerische Landschaft des Vilsengtals mit seinem stattlichen Aussichtsturm sind es nur wenige Kilometer nach Aldersbach. Hier steigen wir ab und machen Halt am Kloster, wo Bier und Barock eine wunderbare Symbiose eingehen. Vor uns liegt eine der schönsten Marienkirchen Bayerns, mit prächtigen goldenen Verzierungen. Von den bedeutenden Künstlern Egid Quirin und Cosmas Damian Asam ausgestattet. Normalerweise führt Pfarrer Sebastian Wild durch das kostbare Kleinod, doch wegen Sanierungsarbeiten ist das Innere der Kirche momentan gesperrt. Macht nichts. Denn die Klosteranlage und ihr barocker Kräutergarten an der Orangerie entschädigen definitiv. Die Sonne strahlt mit dem Ort um die Wette. Als wir nach den ersten 13 Kilometern auf einer hölzernen Parkbank sitzen, genießen wir die Wärme. Es duftet herrlich nach Rosmarin und Thymian. Oben im Bräustüberl geht es zünftig zu, da wird Blasmusik aufgespielt und Bier getrunken. Fast so wie bei der Landesausstellung „Bier in Bayern“, hier in Aldersbach. Für uns geht die Radtour weiter. 

Aidenbach und Beutelsbach

Am alten Bahndamm entlang radeln wir nach Aidenbach. Dort fahren wir ein Stück weit auf der Hauptstraße in Richtung Marktplatz. An dessen Ende nehmen wir die Straße nach Beutelsbach. Nach einer leichten Steigung geht es in das beschauliche Dorf hinein. Beutelsbach ist einer der ältesten, urkundlich erwähnten Orte zwischen Vils und Rott, was aus einer Schenkung von Agilolfingerherzog Odilo (†748) hervorgeht. Am Ortsausgang, wo der Weg nach Tillbach führt, säumt eine Birnbaum-Allee die Straße. Die stattlichen Bäume können ihre vielen grün-braunen Früchte kaum mehr tragen. Steirische Mostbirnen gedeihen hier ebenso wie die Rotpichlbirne. 

Tillbach bis Sammarei

Nach einer kurzen Rast geht es nach rechts über einen kleinen Anstieg nach Tillbach wo wir vorbei an idyllischen Streuobstwiesen mit roten Äpfeln durch kräftige Wälder in Richtung Holzland fahren. Dort lassen wir Grongörgen hinter uns liegen. Natürlich nicht ohne einen Abstecher zu einem ganz besonderen Kleinod aus der Spätgotik, der einzigen Wallfahrtskirche Deutschlands, die dem Hl. Papst Gregor dem Großen geweiht ist. Sanfte Hügel mit großzügigen Wiesen, Maisfeldern und Wäldern säumen den Weg in Richtung Haarbach. Von der Holzlandgemeinde geht es auf der Hauptstraße nach Sammarei, dem nächsten Wallfahrtsort. Sein Name leitet sich von Sancta Maria ab, was vom Volksmund zunächst in Sankt Marei eingedeutscht und dann in Sammarei abgekürzt wurde. Das kleine Dorf liegt beschaulich an der Wolfach. Schon von weitem grüßt der gelb getünchte Turm des Gotteshauses. Seine Geschichte reicht weit zurück. Zur Wallfahrtskirche wurde die einstige hölzerne Kapelle, als der angrenzende Bauernhof 1619 in Flammen aufging und niederbrannte. Denn nur die kleine Kapelle blieb verschont. Das Kloster Aldersbach sorgte für das Kirchenrecht und ließ eine stattliche Barockkirche um die Kapelle errichten. 1631 feierte man die Einweihung. Hinter dem Altar kann man die alte Kapelle noch heute betreten. Soweit das Auge reicht hängt der Umgang voll mit bunten Votivtafeln. Es sollen 1300 Stück sein. Jede birgt eine Geschichte von Unglück, Krankheit und anderen Schicksalsschlägen. 

Ortenburg

Nach einer kurzen Erfrischung im Pfarrgarten geht unsere Radtour weiter ins vier Kilometer entfernte Ortenburg. Bereits aus der Ferne kann man das stattliche Schloss hoch über dem Markt sehen. Vorbei an mächtigen Streuobstwiesen, sonnigen und schattigen Plätzen radeln wir bis zur Wolfach. Dort geht es nun eine kleine Steigung zum Marktplatz hoch. Bei der evangelischen Marktkirche zweigen wir links ab und nehmen den Weg zur Kreppe hinauf. In dem geschichtsträchtigen Gemäuer von 1518 kann man die Hochgräber der Ortenburger Grafen sehen. Diese Kirchengemeinde ist übrigens die älteste evangelische Gemeinde des Dekanats Passau und blickt auf eine bewegende Historie zurück. Schon 1563 führte Graf Joachim, der zum bayerischen Hochadel zählte, hier die Reformation ein. Damit machte er sich nicht nur Freunde. Ein jahrelanger Streit mit den bayerischen Herzögen brach aus. Ortenburg blieb dennoch reichsfrei, wodurch sich die evangelisch-lutherische Konfession halten konnte. Nachdem der österreichische Kaiser Ferdinand II. 1624 alle Protestanten aus seinem Land verwies, suchten viele in der nahe gelegenen Grafschaft Zuflucht. Sie kamen aus Grieskirchen, Neumarkt, Peuerbach und weiteren Teilen Österreichs. Die Wohnungsnot war groß, daher überließ ihnen Graf Casimir östlich von Ortenburg ein Waldgebiet, das sie roden und besiedeln durften. Vorder- und Hinterhainberg entstanden. Dort radeln wir nun gemütlich hinauf. Auf der kleinen Anhöhe angekommen bietet sich ein herrlicher Blick über die Hügellandschaft von Holzland und Wolfachtal. Hier machen wir Rast und kehren im Biergarten des Hotel und Restaurant Zum Koch ein. 

Vorderhainberg

Nach einer köstlichen Brotzeit und einer kühlen Mostschorle fahren wir die Straße entlang nach Königbach. Zwischen einigen Bauernhöfen wachsen etliche Apfel und Birnbäume. Im Frühling muss hier die gesamte Landschaft von weiß blühenden Streuobstwiesen geprägt sein. Nun im Spätsommer leuchten bereits Äpfel und Birnen. Mostobst in Hülle und Fülle. In Königbach biegen wir auf eine schmale Straße ein, die mitten durch Bauernhöfe führt. Ein schmaler Feldweg bringt uns an Obstbäumen vorbei den Berg hinauf zu einem Waldstück. Gesäumt ist er rechts und links von Kuhweiden. Am kleinen Weiler Prims legen wir einen Stopp ein und genießen die Aussicht über Fürstenzell bis zum österreichischen Sauwald. 

Fürstenzell

Nun geht es bergab in Richtung Scheuereck, das wenige Kilometer vor Fürstenzell liegt. Dort lädt der „Dom des Rottal“, die Klosterkirche, zum Besuch ein. Außerdem bieten sich in Fürstenzell einige Übernachtungsmöglichkeiten, um am nächsten Tag mit voller Kraft über Aspertsham, Sulzbach und Neuhaus nach Passau zu fahren. Am Hauptbahnhof hat man dann die Wahl, einen Zug zurück nach Vilshofen zu nehmen oder nochmals in die Pedale zu treten. Besonders sportliche Radfahrer meistern auch die letzte Etappe von Passau entlang der Donau nach Vilshofen. Auf Höhe Sandbach bietet die Donaufähre eine Überfahrt, um an der Rundkirche Hausbach vorbeizukommen. Kulturelle Stopps und der Halt, um einzigartige Ausblicke zu genießen, sind natürlich nur möglich, wenn man den Apfel-Radl-Weg in mehrere Etappen aufteilt. So kann man auf dem rund 97 Kilometer langen Radweg möglichst viel erleben – immer dem radelnden Apfel hinterher. 

 

Text und Bilder: Zweckverband Tourist-Information Passauer Land ©Donaudruck, Vilshofen 2019